Wie holt man eigentlich 8 Tore Rückstand auf? Diese Frage durfte sich unsere 1. Frauenmannschaft im dritten Spiel dieser Saison am 22.09.2019 vor heimischer Kulisse stellen. Einen sonntäglichen Kaffeeklatsch erwartete hier zwar keiner, schließlich hat sich Belzig vergangene Woche mit einem Unentschieden gegen die Favoritinnen aus Frankfurt behaupten können – doch so nervenzehrend, wie sich das Spiel entwickelte, haben wir uns das dann auch wieder nicht vorgestellt.
Belzig kam ab der ersten Minute ordentlich im Spiel an. Unsere Abspracheprobleme und mangelnde Offensivität in der Abwehr machten sie sich zunutze. Im Angriff und im Abschluss mangelte es uns an Selbstvertrauen. Lotte war es, die nach 7:28 min (in Worten: Siebeneinhalb Minuten) den ersten Ball für uns ins Netz zimmerte. Da lagen wir schon mit 4 zurück. Diesen Rückstand konnten wir bis zur 17. Minute auf 2 Tore verkürzen. Zum Einen gab uns Annika mit einer 7m Parade den nötigen Schwung nach vorne. Zum Anderen setzte unser Rückraum die nötigen Akzente, konnte die Manndeckung auf Anne ausspielen, und mit Druck von der Mitte Tore erzielen.
Im zweiten Viertel jedoch der Durchhänger. Bis zur 25. Minute lief es einfach nicht für uns, was die Gegnerinnen ausnutzen und ihre Führung auf die erwähnten 8 Tore Vorsprung beim 6:13 ausbauten. Doch wie schon Taxi nach dem letzten Spiel gegen Brandenburg festgestellt hatte: „wir sind keine Mannschaft mehr, die so ein Rückstand beeindruckt.“ Wir kämpfen. Und in der heimischen Halle kämpfen wir nicht alleine, sondern mit unserer Tribüne zusammen. In den letzten Minuten der Halbzeit trafen nur noch Sense, Bambi, Lotte und Piesel, die Gegnerinnen freuten sich nur ein Mal. Der Halbzeitstand ein etwas milderes 11:15.
Jetzt begann der eigentliche Krimi. Bei der Menge der Hinausstellungen, die in den nächsten 30min verteilt wurde, ist es eigentlich ein Wunder, dass sich niemand mit 3×2 vom Spiel verabschiedete. Mit der Frage nach göttlicher Hilfe darf man sich übrigens getrost an Tina wenden, die Taxi in einer Ansprache kurzerhand zum Gott beförderte. Zurück zum Spiel, es hagelte also kräftig 2min Strafen, meist für Belzig, und fast ebenso kräftig Strafwürfe, spannender Weise auch für die Gegnerinnen. Das sieht auf dem Papier eigenartig aus, bedeutet auf dem Spielfeld allerdings jede Menge Platz. Das ist schon eher unser Spiel – und nun gelangen auch endlich ein paar schnelle Pässe, zweite Wellen und der eine oder andere gelungene Spielzug. Durch eine zuverlässige Torwartleistung, deutlich aggressivere Abwehr, Mut im Angriff und die Unterstützung unserer genialen Fans konnten wir uns 10 Minuten vor Schluss endlich den Ausgleich bei 20:20 auf der Anzeigetafel ansehen. Ab jetzt galt es nur noch, das letzte aus der geschrumpften Bank zu holen – die war durch Krankheit, eine Verletzung aus Halbzeit 1 und eine blaue Karte aus Halbzeit 2 stark geschrumpft und das bedeutete genau eine Auswechselkraft fürs Feld in der letzten Spielphhase. Immer legten die Damen aus Belzig eins vor und wir legten hinterher, bis wortwörtlich zur letzten Spielsekunde, beim 23:23. Da stand die Uhr plötzlich still. Der Grund: eine Belziger Spielerin hatte den Ball beim Freiwurf für uns nicht freigegeben und so einen Konter verhindert. Und bei uns machte sich eine Erkenntnis breit – wir können hier mit einem Sieg aus der Halle gehen, denn in den letzten 30 Sekunden bedeutet das 7m.
Doch die Schiedsrichter sahen das anders. Das Spiel endete hier, mit einem von jedem hart erkämpften Unentschieden, vom Feld über die Bank zur Tribüne. Damit geben wir die Tabellenführung an Teltow ab und gehen in eine dreiwöchige Saisonpause. Die werden wir gut nutzen müssen, denn am 20.10. gibt’s die nächste wichtige Partie – dann gegen den SV Lok Rangsdorf.
Fazit
- Jede Spielerin hat sich in die Torschützenliste eingetragen
- Eine Baustelle heißt Chancenverwertung
- Wer erst in der zweiten Halbzeit aufwacht, hat’s schwer
L. Große
A. Thomschke